Gedankenkino (4)
Die Schuhe knirschen im Schnee und hinterlassen scharf abgegrenzte Spuren die sich langsam mit dem feinen weißen Pulver füllen. Die Luft ist fast zu kalt zum Atmen und sticht in die freiliegenden Hautpartien im Gesicht. Der Weg wird nur durch ein paar lange Holzstangen markiert die aus dem Schnee ragen. Zwei oder drei Schritte von diesem Weg entfernt sinkt man schon bis zu den Hüften in tiefem Schnee ein. Die Gruppe Kinder vor einem johlt und gröhlt, bewirft sich gegenseitig mit Schnee und stapft dabei vergnügt den Weg auf den Berg nach oben. Es rieselt kleine und feine Flocken von oben und die Schritte werden automatisch langsamer. Die Stimmen von vorne werden leiser, als die gesamte Gruppe über eine kleine Kuppe wandert und hinter einem Stück Fels verschwindet. Es hört auf zu schneien, und als ich mich umdrehe sehe ich das Panorama der tschechischen Landschaft die sich vor mir ausbreitet. In der Ferne brechen erste Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke und zeichnen klar umrissene Spots auf Täler, Dörfer und zugefrorene Ebenen. Ich stehe schweigend da, nehme diesen Anblick in mich auf und muss fast zusammenzucken als hinter mir plötzlich eine Stimme ertönt "Na Legatus, satt gesehen?" Ich drehe mich um nicke und lächle und laufe den Weg weiter, der den Berg nach oben führt. Die intensivste Erinnerung die ich jedoch mitnehmen werde, ist dieser allgegenwärtige Duft von Schnee, der überall in der Luft liegt.
Legatus - 22. Dez, 12:08
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